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Warum Nachfolge mehr bedeutet als Eigentum zu übertragen
In der Nachfolge eines Familienunternehmens geht es um mehr als um Gesellschaftsanteile, Verträge und steuerlich optimierte Übergabemodelle. Der Kern jeder Übergabe liegt in der Verantwortung: Sie will nicht nur formal geregelt, sondern auch emotional und kulturell übergeben werden. Genau hier zeigt sich, wie reif und zukunftsfähig eine Nachfolge wirklich ist – und wie gut es gelingt, zwischen den Generationen einen starken Brückenschlag zu schaffen. Folgende drei Faktoren spielen hierzu eine große Rolle:
Entscheidung treffen zu dürfen – und zu können
Verantwortung beginnt bei der Entscheidung. Wer ein Unternehmen übernimmt, muss Entscheidungen treffen dürfen – und auch treffen können. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Denn solange die Vorgängergeneration „mitredet“, Rückfragen stellt, oder ihre Zustimmung einfordert, wird Verantwortung nicht wirksam. Nachfolger:innen brauchen nicht nur die formale Legitimation, sondern auch das Vertrauen, ihre eigenen Wege zu gehen – auch wenn sie dabei Fehler machen.
Stärke zeigen – auch in der Unsicherheit
Verantwortung zu übernehmen heißt nicht, alle Antworten parat zu haben. Es heißt vielmehr, mit Unsicherheit umgehen zu lernen. Gerade junge Nachfolger:innen stehen oft unter dem Druck, sich beweisen zu müssen – gegenüber der Familie, den Mitarbeitenden und sich selbst. Sie sollen Stärke zeigen und zugleich sensibel mit der Unternehmenskultur umgehen. Das gelingt nur, wenn es erlaubt ist, auch Unsicherheiten zu thematisieren – ohne Schwäche befürchten zu müssen. Daher ist der offene Dialog zwischen den Generationen von zentraler Bedeutung. NachfolgerInnen müssen Fragen stellen dürfen!
Loslassen – nicht als Kontrollverlust, sondern als Führungsqualität
Für die übergebende Generation ist das Loslassen oft der schwierigste Teil. Zu tief sitzen Prägung, Erfahrung und die emotionale Bindung an das Lebenswerk. Doch gerade hier entscheidet sich, ob Verantwortung wirklich übergeben wird – oder ob sie weiterhin still mitgelenkt wird. Loslassen heißt nicht, sich zurückzuziehen, sondern dem Neuen Platz zu machen. Es ist eine Form von Reife und Führungsstärke, den eigenen Einfluss bewusst zu begrenzen, um Entwicklung zu ermöglichen.
Als externe Begleiter sehen wir unsere Aufgabe darin, diesen Prozess bewusst zu gestalten – mit Reflexion, mit Struktur und mit einem klaren Blick auf das, was jede Generation braucht, um in ihrer Rolle wirksam zu sein.
Denn: Verantwortung kann man nicht übergeben wie einen Schlüssel. Sie wird angenommen – wenn man ihr Raum gibt und braucht Vertrauen, Dialog und die Bereitschaft eigene Muster zu reflektieren.
Somit kann Zukunft geschaffen werden!
Dr. Hubert Kienast
Übergabeberater und Coach für Familienbetriebe




