In vielen Familienunternehmen ist der Entschluss zur Übergabe längst gefallen – und doch bleibt sie aus. Auf dem Papier scheint alles bereit: die nächste Generation steht in den Startlöchern, rechtliche und steuerliche Fragen sind geklärt, vielleicht wurde sogar schon ein Zeitplan besprochen. Und trotzdem passiert – nichts.
Das liegt selten an fehlendem Willen, sondern am Alltag. Der Betrieb läuft, Entscheidungen müssen täglich getroffen werden, Kunden warten, Mitarbeitende brauchen Orientierung. Inmitten dieses dichten Alltags bleibt oft keine Zeit, sich der Übergabe wirklich zu widmen. Sie wird verschoben – „bis das Projekt abgeschlossen ist“ oder „nach der Saison“. So bleibt das Thema präsent, aber ungelöst.
Hinzu kommt die emotionale Seite: Für den Übergeber ist die Firma meist mehr als ein Arbeitsplatz. Sie ist Lebenswerk, Identität, Geschichte. Loszulassen bedeutet, Kontrolle abzugeben – und das fällt schwer, besonders wenn der Alltag gleichzeitig nach Kontrolle verlangt. Viele Übergeber bleiben dadurch in einer paradoxen Rolle: Sie wollen die Verantwortung übergeben, müssen sie aber täglich weitertragen.
Wenn der Prozess stockt
Auch auf Seiten der Nachfolger:innen entsteht Unsicherheit. Sie sind bereit, aber spüren, dass der Übergeber noch nicht losgelassen hat. Oder sie selbst zögern, weil sie die Tragweite der Verantwortung spüren. Manchmal wirken auch weichende Erben, familiäre Erwartungen oder unklare Zukunftsaussichten hemmend. All das sorgt dafür, dass der Prozess ins Stocken gerät – langsam, aber spürbar.
Den Ball am Laufen halten
Hier liegt die Aufgabe eines externen Begleiters: den Übergabeprozess trotz Alltagsgeschäft in Bewegung zu halten. Es gibt kein einfaches Geheimrezept, aber es gibt bewährte Prinzipien, die helfen, Schritt für Schritt voranzukommen:
- Struktur vor Routine: Übergabetermine müssen denselben Stellenwert haben wie Kundentermine. Regelmäßige, fix eingeplante Gespräche schaffen Verbindlichkeit – auch wenn der Betrieb „keine Zeit“ lässt.
- Kleine Schritte sichtbar machen: Übergabe geschieht selten in großen Etappen. Wer Teilschritte dokumentiert und Erfolge bewusst wahrnimmt, stärkt das Vertrauen, dass Bewegung möglich ist.
- Emotionalen Raum öffnen: Der Übergeber darf sagen, was schwerfällt. Der Nachfolger darf Unsicherheit zeigen. Ein externer Begleiter sorgt dafür, dass solche Themen gehört, aber nicht dominant werden.
- Ziele klar halten: Jede Sitzung braucht ein Ziel – und ein Ergebnis, sei es eine Entscheidung, ein Zeitplan oder ein nächster Schritt. Das hält den Ball im Spiel.
- Verantwortung sichtbar übergeben: Aufgaben sollten konkret übertragen werden – mit klarer Zuständigkeit und der Erlaubnis, eigene Entscheidungen zu treffen.
Haltung statt Rezept
Übergabe ist kein Projekt mit fixem Start- und Endpunkt, sondern ein Prozess, der Aufmerksamkeit, Geduld und Dialog erfordert. Der „Trick“ besteht nicht in einer Methode, sondern in der Haltung: Dranbleiben, zuhören, moderieren – und immer wieder Bewegung ermöglichen.
Ein externer Begleiter ist dabei Strukturgeber, Übersetzer und Impulsgeber zugleich. Er sorgt dafür, dass die Übergabe nicht im Alltagsdruck versandet, sondern Schritt für Schritt Form annimmt – bis sie eines Tages ganz selbstverständlich vollzogen ist.
👉 Wenn Ihre Übergabe stagniert oder der Alltag keinen Raum dafür lässt, begleite ich Sie gerne dabei, den Prozess wieder in Gang zu bringen – mit Struktur, Erfahrung und einem klaren Blick von außen.
Dr. Hubert Kienast
Übergabeberater und Coach für Familienbetriebe




